Der Naturkindergarten: Der Garten mit Gewächshaus, Freibeeten und Kräuterecke
Auch in einem zusammen mit Kindern angelegten und umsorgten Garten lassen sich Jahreszeiten, Zusammenhänge und Kreisläufe vom Wachsen, Gedeihen und Vergehen in der Natur beobachten und sinnlich wahrnehmen. Dabei kommt es nicht darauf an große Mengen von unterschiedlichen Pflanzen zu produzieren – das Kennen lernen und Beobachten beim Heranwachsen von Keimlingen bis zur „fertigen“ Nutzpflanze steht im Vordergrund. Für jede der 4 Gruppen unseres Kindergartens steht eine eigene Gartenaußenbeetfläche und eine Parzelle im Gewächshaus zu Verfügung. Die Außenbeetflächen sind geschützt vom übrigen Spielbereich angelegt.
Ausgewählt werden dabei heimische Samen und Pflanzen deren Früchte sowohl in der Erde als über der Erde wachsen: Radieschen, Möhren, Kartoffeln, rote Beete, verschiedene Kohlsorten, Erbsen, Bohnen, Kürbis, Zucchini. Küchenkräuter wie Schnittlauch, Petersilie, Basilikum, Salbei, Rosmarin, Thymian, Minze und Zitronenmelisse eignen sich sehr gut, da sie schnell wachsen und „Fehler“ bei der Pflege nachsehen. Als erste Ernten im Frühjahr eignen sich besonders Radieschen und Blattsalate im Gewächshaus, da sie bereits nach 14 Tagen geerntet werden können. Zu Beginn eines Gartenjahres sind schnelle, sichtbare Gärtnererfolge für Kinder wichtig und wirken als Motivationsschub.
Vorgezogene Pflanzen, besonders beliebte Früchte wie Cocktailtomaten, verschiedene Tomatensorten, Schlangengurken, Paprika und Erdbeeren brauchen viel Sonne und kommen ebenfalls ins Gewächshaus. Spontane, von Kindern initiierte Saat- und Pflanzaktionen suchen sich bisweilen ungewöhnliche Plätze.
Sie bilden jedoch die Basis für „angeleitet unterstützte“ Aussaat und Pflanzaktionen auf dafür vorgesehenen Parzellen im Freiland und Gewächshaus: Besonders beliebt sind Kartoffeln im Fass. Bereits nach den letzten Tagen/ Nächten mit Frost kommen im Frühjahr vorgekeimte Saatkartoffeln mit etwas Erde in ein kleines Fass im Freibeet. Haben die Kartoffelsprossen eine Länge von 10 bis 15 cm erreicht, werden sie erneut mit Pflanzenerde „zugedeckt“. Dieser Vorgang wiederholt sich drei bis vier Mal. Zur Ernte ist das Fass gefüllt mit vielen Kartoffeln.
Das Wasser zum Gießen der Pflanzen wird nicht aus dem Trinkwassernetz und einem Haushaltshahn entnommen, sondern wird an verschiedenen Stellen auf dem Gelände (Regentonnen am Fallrohr einer Dachrinne, Regenwasserbehälter im Gewächshaus) gesammelt. Kinder können mit Hilfe eines Auslaufhahns selbstständig Wasser zum Gießen „ihrer“ Pflanzen entnehmen. Die Herkunft des Wassers ist somit für Kinder nachvollziehbar und bekannt. Regenwasser ist weich, und da es sich den Tagestemperaturen relativ anpasst, immer richtig temperiert wenn morgens oder nachmittags gegossen wird. Der Akt des Gießens „ist eine elementare Geste der Zuneigung und spontanen Fürsorge, die das Kind für die Pflanzen als Mit- Lebewesen aufbringt.“ (Wagner 1994, S. 77)
Eigene, schnell wachsende Radieschen sind bei allen Kindern sehr beliebt. Eine kleine „mobile“ Kräuterecke unmittelbar am Eingang zum Kindergarten verströmt viele unterschiedliche Düfte und Aromen und lädt zum Riechen ein. Durch die „mobile“ und „vereinzelte“ Aufbauweise kann der Standort gewechselt werden. Einige Kinder haben „ihre“ Lieblingspflanze, die sich so leicht pflegen lässt.
Flieder verströmt im Frühling einen unvergleichlichen Duft auf dem ganzen Außengelände. Bei Projektreihen "Vom Samenkorn zur Pflanze" lernen Kinder durch eigenes Handeln etwas über die spannende Verwandlung beim Wachstum von Pflanzen und erleben bewusst Abläufe und Prozesse der Natur. Für eine Pflanzaktion „Aufbau einer Streuobstwiese“ im Frühjahr, finden sich spontan Mitarbeiter, Eltern und Kinder auf dem Außengelände ein.