Der Naturkindergarten: Der integrierte Wald- Naturkindergarten

Ein etwa 35 ha großes Gelände im Teutoburger Wald, in naher Umgebung des Kindergartens, steht für den integrierten Wald – Naturkindergarten zur Verfügung. Das Konzept wird seit 1996 angeboten und markierte den Ausgangspunkt aller weiteren „Naturerlebnisräume“ die in den folgenden Jahren im Kindergarten und dem dazugehörigen Außengelände entwickelt wurden. Der größte Teil des Waldgeländes ist im Privatbesitz von im Ort ansässigen Waldbauern. Eine Erlaubnis der Waldbesitzer, ebenso eine „Befreiung zur Durchführung von pädagogischen Waldangeboten“ durch das zuständige Umweltamt wurde eingeholt. Jeweils zwei der vier Kindergartengruppen mit bis zu 25 Kindern je Gruppe verbringen im Wechsel: zwei Wochen im Wald, und dann zwei Wochen im Kindergarten. Dieser Rhythmus wird von Anfang März bis Mitte November beibehalten. Treffpunkt und „witterungsgeschützter Erkundungsraum“ ist ein eigens dafür gebauter „Wagen“ am Waldrand neben dem „Familienferienheim Teutoburg“, einem Haus der Naturfreunde Deutschlands. Die Leitung dieses Heimes stellt unserem integrierten Waldnaturkindergarten einen Stellplatz für einen Waldwagen, die Benutzung eines Toilettenraumes, und bei Bedarf Räumlichkeiten zur Verfügung..

Hier sammeln sich Kinder, Mitarbeiter, interessierte Eltern, Praktikanten in der Zeit von 8:00 Uhr bis 8:30 Uhr. Der Aufenthalt im Wald endet mittags um 12:30 Uhr. Eltern bilden Fahrgemeinschaften, um alle Kinder zum Treffpunkt „Waldwagen“ zu bringen. Am Ende der täglichen Waldspielzeit kann ein Shuttlebus in Anspruch genommen werden, der alle Kinder zur Tagesstätte zurück bringt. Eine weitere Betreuung der Kinder über Mittag und bis 16.30 Uhr findet im Kindergarten statt. Um Sicherheit und größtmögliche Bewegungsfreiheit für Kinder im Wald zu gewährleisten wurde eine stationäre Betriebsfunkanlage, mit einem Handfunkgerät für jede Mitarbeiterin, am Ausgangspunkt „Waldwagen“ eingerichtet. Kinder und Begleiter können so nahezu uneingeschränkt „ihre“ beliebten Spiel- und Erkundungsplätze auswählen oder Neue entdecken. Mit Hilfe der Anlage können sich alle Mitarbeiter über Aufenthalt, Anzahl und Zusammensetzung der Spielgruppen auch ohne „Sicht“- und „Rufkontakt“ verständigen. Zu besonderen Anlässen, oder wenn einige Kinder eine zusätzliche Waldzeit einfordern, und bei sehr guten oder ungewöhnlichen Witterungsbedingungen (z.B. Schneefall, geschlossene Schneedecke, lange trockene und sonnenreiche Tage) werden zusätzlich Waldzeiten am Nachmittag angeboten.

Aktivitäten in der Lernwerkstatt integrierter Wald- Naturkindergarten Beim Tipi/ Buden- oder Höhlenbau entscheiden nicht Konstruktionsmodell und Designvorstellungen des Erwachsenen, sondern schöpferische Veränderbarkeit durch einfache Naturgegenstände bestimmen das Spiel der Kinder. Haltbarkeit, Statik, Schwerkraft, Materialbeschaffenheit von Ästen und Zweigen, usw., müssen beim Bau der „Häuser“ durch wiederholten Versuch und Irrtum erforscht werden.

Eingerichtet werden „Häuser“ folgend mit Blättern, Moosen, Zweigen, kleinen Ästen, Baumrinde, großen und kleinen Steinen - mit allem was der Waldboden zu bieten hat. Eine Ästeklingel und ein kleiner Garten dürfen ebenso nicht fehlen.

Mit einfachen Seilen lassen sich Seilbrücken, Wackelgänge, Hangelseile, kleine Niederseilgärten und Schaukeln zwischen Bäumen realisieren. Wer sich viel im Wald bewegt, braucht zwischendurch ein Plätzchen zum Verweilen und Ausruhen, oder um ein wenig zu Träumen.

Nach Din – Norm zertifizierte Wippen sind im Wald nicht zu finden – wohl aber geeignete Baumstämme die zur Erkundung von Biegeverhalten und Wippeigenschaften des Stammes herausfordern. Die „richtige“ Sitzposition muss durch wiederholtes Ausprobieren erst gefunden werden, um einen Baumstamm zur Wippe werden zu lassen. So werden physikalische Gesetzmäßigkeiten mit dem ganzen Körper sinnlich erfahren.

Auch das Balancieren auf einem Baumstamm mit zum Teil vertrockneter, lockerer oder abgefallener Baumrinde besitzt einen großen Aufforderungscharakter. Von kleinen Wassertröpfchen behangene und im Sonnenlicht silbern glänzende Spinnennetze, die Kinder am frühen Morgen auf einer Wiese entdecken, werden mit einem Wollfaden, gespannt zwischen einigen Bäumen, „nachgebaut“. Ein längerer, am Ende gebogener Ast, wird kurzerhand zum „Laubsauger“.

Als Handwerkszeug „arbeiten“ Kinder am liebsten mit kleinen Schnitzmessern und Bügelsägen – um ein eigenes Mitbringsel anzufertigen – oder gemeinsam einen Baumstamm für die nächste Waldbude vorzubereiten. Bei der Bestimmung unbekannter Pflanzen, Blätter, Waldfrüchten und Kleinlebewesen unterstützen Mitarbeiter mit Hilfe von Bestimmungsbüchern und Bilderbüchern. „Besondere“ Fundstücke werden für alle Kinder zur Anschauung gesammelt, bzw. bei Kleinlebewesen (Käfern, Insekten, Spinnen, usw.) in kleinen Forscherboxen oder Becherlupen gemeinsam betrachtet und bestimmt. Ein sog. Saftkugler mit seinen Verwandlungskünsten versetzt Kinder in großes Erstaunen. Eine Blattwanze ist mit Hilfe des Bestimmungsbuches schnell identifiziert.

Ob „schönes“ Wetter oder regnerische Tage, die Gruppe findet stets zum gemeinsamen Frühstück im Wald zusammen. Eine zwischen Bäumen und zwei Holzstützen mit kurzen Seilen gespannte Plane, bietet einen trockenen Platz für ein Frühstück im Freien. Einige Naturspielzeuge (vornehmlich Äste, Steine, Wurzelholz, Zapfen, Eicheln, Kastanien o.ä.) finden als Mitbringsel im Waldwagen und zu Spielzeiten im Kindergarten weitere Verwendung.

In einer kleinen Werkstatt im Kindergarten werden mit Kindern Äste, kleine Baumscheiben, Wurzeln und Baumpilze „bearbeitet“ und zu einem im Laufe der Jahre entstandenen Naturspielzeugsystem hinzugefügt. Mit kleinen Bügelsägen, Handbohrer und Schleifpapier entstehen so z.B. kleine und große Bauklötze, Zäune, kleine Brücken und kleine Handschmeichler oder Phantasiegegenstände.

Bildergalerie: Der integrierte Wald- Naturkindergarten